Meppener Spezialisten zerstören Krebsknoten
in der Leber mit Hitze

Die Spezialisten des Ludmillenstift Meppen
setzen vermehrt auf die schonende Verödung
von Krebsgeschwülsten

 

Dr. Philipp Kaudel (Chefarzt Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie sowie Onkologische Chirurgie) zeigt Metastase in der Leber

 

Leber- und Gallengangskrebs, aber auch bösartige Tochtergeschwülste in der Leber sind für alle betroffenen Patienten eine niederschmetternde Diagnose. „Die Ärzte unserer Klinik für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie sowie Onkologische Chirurgie als Teil des Interdisziplinären Krebszentrums am Ludmillenstift können jetzt zur lokal begrenzten gewebeschonenden und doch hocheffektiven Therapie dieser Krebsarten modernste Technik, die sogenannte Mikrowellenablation, nutzen. Es ist mir ein großes Anliegen die heimatnahe Versorgung  für die Menschen im Emsland mit modernsten Therapien zu sichern und weiter zu entwickeln. Diese Therapien, die sonst an nur wenigen großen Krankenhäusern Deutschlands angeboten werden. Mit der Etablierung dieser hochspezialisierten chirurgisch-onkologischen Technik mitten im Emsland stellen wir einen weiteren Meilenstein für den Ausbau unseres Krebszentrums dar“, erläutert Jan-Henning Stoffers, Verwaltungsdirektor des Ludmillenstift Meppen.

Die lebensrettende Apparatur ist eher unscheinbar, klein und überschaubar. Sie besteht aus einer computerbasierten Planungs- und Simulationssoftware und einem Generator, der den benötigten Strom zur Verödung individuell anpasst. „Diese Technik kann bei allen Patienten mit bösartigen Lebertumoren angewendet werden. Insbesondere ältere, vorerkrankte oder bereits mehrfach an der Leber voroperierte Patienten, für die eine erneute größere Operation ein sehr hohes Risiko darstellt, profitieren ganz besonders von dieser Methode“, erläutert Dr. Philipp Kaudel, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie sowie Onkologische Chirurgie am Krankenhaus Ludmillenstift. Neben der Minimierung der operativen Belastung hat der Erhalt eines ausreichend großen funktionsfähigen Volumens der Leber nach einer Operation oberste Priorität. Die Eingriffe werden individuell für jeden Patienten durch die Ärzte des Interdisziplinären Krebszentrums am Ludmillenstift geplant. Grundlage dieser Planung sind hochauflösende computertomographische (CT) und magnetresonanztomographische (MRT) Untersuchungen der Leber. Nicht selten müssen hochspezialisierte 3D aufgearbeitete CT-Untersuchungen durchgeführt werden, um die Lage der zu therapierenden Knoten in der Leber genau darzustellen. Die eigentliche Therapie des Leber- und Gallengangskrebses sowie der Metastasen (Tochtergeschwülsten) in der Leber, besteht in der Verödung, der sogenannten Ablation, des jeweiligen Knotens. Dazu wird in Narkose unter Ultraschallkontrolle eine spezielle Nadel mit der Spitze in der Mitte des Tumors platziert. Ein Generator erhitzt die Nadel und der Krebsknoten wird regelrecht zerkocht. Häufig kann die Nadelsonde über einen kleinen Schnitt in die Haut bereits sicher platziert werden, zum Teil ist aber auch eine knappe Eröffnung der Bauchhöhle nötig. Dieses Verfahren wird nur in wenigen Kliniken in Deutschland angeboten.

Die in Meppen mit diesem Verfahren behandelten Patienten haben in der Regel Vorschädigungen der Leber wie mehrfache Chemotherapien, virusbedingte Organveränderungen oder Leberzirrhose. Doch auch ohne Vorerkrankungen kann beispielsweise die sehr zentrale Lage der Tumore mittels Ablation behandelt werden.

Die Leber ist die größte Drüse des Körpers mit einem Gewicht von ca. 1,5kg und einem Blutflussvolumen mit 1,5l pro Minute. Sie entgiftet den Körper und kann nach Operationen und Teilentfernungen selbstständig nachwachsen. Hierfür müssen 30-50% der Leber erhalten bleiben. Insbesondere bei eingeschränkter oder fehlender Wirkung von Chemotherapien können die erwähnten ablativen Verfahren eingesetzt werden, die größeren Gewebeverlust verhindern können. „Die Indikationsstellung erfolgt dabei immer in einem interdisziplinären Team aus der Chirurgie, Radiologie und Onkologie“, berichtet Dr. Kaudel. Erst im Dezember 2021 operierte das Team einen 80-jährigen Patienten mit der dritten Metastase eines Dickdarmkrebses. Nach bereits erfolgter Chemotherapie wäre eine größere Leberteilentfernung für den Patient zu risikoreich gewesen und man entschied sich für das schonende Ablationsverfahren. Die Kontrollen nach dem Eingriff zeigen bisher einen sehr guten Erfolg, trotzdem wird eine regelmäßige und engmaschige Verlaufskontrolle notwendig bleiben.

 

 

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