Schluckbeschwerden:
Wie Logopädie helfen kann
Bildunterschrift: Norbert Niers, Leitender Logopäde am Ludmillenstift Meppen
Oftmals assoziiert man mit dem Berufsalltag der Logopädie die Therapie von Kindern – und in der Tat stellen die kindlichen Sprach- und Sprechstörungen einen wichtigen Tätigkeitsschwerpunkt, vor allem in den ambulanten Praxen dar. Ein weiterer Schwerpunkt ist aber auch die Behandlung von Patienten mit Schluckstörungen – zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma, bei Parkinson, Multiple Sklerose oder auch Demenz.
Neben Folgeerscheinungen wie Flüssigkeitsmangel und Gewichtsabnahme, können Schluckbeschwerden auch zu gefährlichen Lungenentzündungen, Luftnot bis hin zum Ersticken führen. Aufgrund solch schwerwiegender Folgen werden aktute Hirninfarkte im Ludmillenstift auf der spezialisierten Schlaganfallstation (Stroke Unit) – an 365 Tage im Jahr, also auch an Wochenenden und Feiertagen - logopädisch diagnostiziert und behandelt.
In enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachärzten und den Pflegekräften werden Ursachen und Risiken geklärt, Defizite diagnostiziert sowie entsprechende Behandlungsoptionen festgelegt. Dabei steht neben der ausreichenden Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr vor allem der Schutz der Atemwege zur Vermeidung von Komplikationen im Vordergrund. Da weite Teile des Schluckvorgangs von außen „unsichtbar“ ablaufen, bedarf es vielfach einer zusätzlichen bildgebenden Diagnostik um vor allem verdeckt ablaufende Probleme, wie z.B. das unbemerkte Eindringen in die Luftröhre, sog. stille Aspirationen erkennen zu können. Mithilfe eines flexiblen Endoskops kann der Schluckakt bei Betroffenen beobachtet und aufgezeichnet werden. Dazu wird ein steuerbarer dünner „Schlauch“ mit integrierter Optik und angeschlossener Videokamera über die Nase in den Rachen des Patienten eingebracht. Dann wird die Schluckfunktion ohne und mit Nahrung in unterschiedlicher Konsistenz und Menge geprüft. Dabei kann beobachtet werden, wie die verschiedenen Strukturen zusammenarbeiten, beispielsweise ob die Stimmritze richtig schließt oder Flüssigkeit vorzeitig in die Lunge läuft.
Die bereits sehr früh beginnende logopädische Behandlung wird bei zahlreichenden Patient*innen in der Abteilung für medizinischen Frührehabilitation fortgeführt, die in diesem Monat ihr 25 jähriges Jubiläum feiern konnte. Gemeinsam im ärztlich - pflegerisch – therapeutischen Team werden hier die Einschränkungen und Defizite trainiert, um eine verbesserte Nahrungsaufnahme und Kommunikation zu ermöglichen. Neben den stationären Patienten werden – je nach Kapazität – auch vereinzelt ambulante Patienten behandelt.
Werden Schluckstörungen nicht erkannt und behandelt, sind körperliche und soziale, aber auch psychische Probleme die Folge. Vor allem bei älteren Betroffenen ist die ausreichende Nahrungsaufnahme wichtig, um einer Mangelernährung und somit auch Erkrankungen durch Nährstoffmangel vorzubeugen. Das Wichtigste ist jedoch, zu vermeiden, dass Speisebestandteile in die Luftröhre gelangen und dort Lungenentzündungen verursachen. Vor allem bei akuten Schlaganfallpatienten ist das Risiko hierfür besonders hoch.