Osteoporose - der (un)heimliche Knochendieb
Bildunterschrift: Oberarzt Mohamed Attia zeigt auf eine osteoporose belastete Funktion der Wirbelsäule im Röntgenbild. Rechts zum Vergleich eine gesunde Wirbesäule.
Unsere Knochen sind, anders als viele Menschen vermuten, keine starren, leblosen Strukturen. Ganz im Gegenteil: Sie sind lebendig und bestehen aus aktivem Gewebe. Ihre Stabilität beruht auf Knochendichte, der Masse von Mineralstoffen und Eiweißen pro Volumen des Knochens sowie der Knochenstruktur. Sowohl Knochendichte als auch Knochenstruktur verändern sich im Laufe des Lebens - und somit auch die Stabilität unserer Knochen. Im Alter von ca. 30 Jahren wird die höchste Stabilität erreicht, danach sinkt diese. Unterschreitet die Stabilität einen bestimmten Wert, wird von Knochenschwund gesprochen. Eine Knochendichtemessung gibt das Ergebnis.
Risikofaktoren
Knochenschwund, auch Osteoporose genannt, entwickelt sich meist erst nach dem 50. Lebensjahr. Wie schnell die Knochendichte sinkt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, die wir zum Teil beeinflussen können. Nicht beeinflussen lassen sich hingegen das Alter und eine familiäre Veranlagung. Frauen sind aus hormonellen Gründen deutlich häufiger betroffen als Männer. Andere Ursachen können Stoffwechselerkrankungen, sowie medikamentöse und entzündliche Erkrankungen sein.
Aktiver Einfluss ist auf den Lebensstil zurückzuführen. So kann sich eine ungesunde Ernährung, Nikotin- und Alkoholkonsum sowie der Mangel an Vitamin D und Calzium negativ auf die Knochen auswirken. Den größten Einfluss jedoch hat die Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt unsere Knochen, denn trainierte Muskeln und ein geübter Gleichgewichtssinn verbessern Koordination und Trittsicherheit – und minimieren somit die Gefahr von Stürzen.
Die Tücke der Erkrankung ist ein schleichender Prozess, weil Knochenschwund nicht sichtbar ist. Was man spürt, sind Schmerzen, die in Folge eines Sturzes auftreten. Dieser stellt für viele Osteoporose-Betroffene ein Horrorszenario dar - auch wenn es ein vermeintlich „banaler“ Fall ist, führt dieser meist zu einem Knochenbruch und kann somit langwierige Folgen mit sich bringen. Bei Bettlägerigkeit und eingeschränkter Bewegungsaktivität nehmen Muskel- und Knochenmasse rapide ab, was das Risiko weiterer Stürze und Knochenbrüche massiv erhöht. Hier beginnt der Teufelskreis. Es gilt im wahrsten Sinne des Wortes schnell wieder auf die Beine zu kommen.
Was kann ich selbst tun?
Vorbeugung ist die beste Therapie. Der Grundstein für gesunde Knochen wird schon im Kindesalter gelegt. Junge, aktive Menschen bauen eine höhere Knochenmasse auf – wovon sie im Alter auch länger zehren können. Doch für körperliche Aktivität ist es nie zu spät - Bewegungsreize sorgen dafür, dass der Körper Knochenmasse und -dichte aufrechterhält. Erfolgt die Bewegung tagsüber im Freien, wird gleichzeitig auch das Vitamin D im Körper gebildet. Das Vitamin lässt sich aber auch, genau wie Kalzium, über eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zuführen.
Im zunehmenden Alter sollte ein weiteres Augenmerk auf der Sturzprophylaxe liegen: Stolperfallen im Haushalt entfernen und für eine gute Beleuchtung sorgen.
Medizinische Optionen
Eine Knochendichtemessung kann genauere Auskunft über die Erkrankung geben. Diese Untersuchung wird nicht nur bei Patienten mit osteoporotischen Knochenbrüchen durchgeführt, sondern auch bei Risikogruppen, um ggf. eine frühzeitige Therapie einleiten zu können. Durch die Messung sind frühe Stadien der Osteoporose, vor dem Eintreten von Brüchen, erkennbar und behandelbar.
Die medizinische Therapie richtet sich nach dem Ergebnis der Knochendichtemessung und den bestehenden Risikofaktoren. Sie reicht von der Gabe von Calzium und Vitamin D, als Basistherapie, bis hin zu einer medikamentösen Behandlung in Form von Tabletten oder Spritzen. Das Ziel der Therapie ist es, den Abbau von Knochenmaterial zu verhindern bzw. zu hemmen und den Aufbau neuer Knochensubstanzen zu stärken.